In unserer Software-Welt unmittelbarer elektronischer Kommunikationsübertragung verändert sich die Politik vom alten Modell der politischen Repräsentation hin zu einer neuen Form von spontaner und sofortiger gemeinschaftlicher Beteiligung. [...] Wahlen, wie wir sie heute kennen, werden keine Bedeutung mehr haben.
(Marshall McLuhan, 1969)
Mit diesem Statement sprach McLuhan im Jahr 1969 eine These aus, die in der damaligen Zeit befremdlich geklungen haben muss. Im Jahr 2012 müssen wir uns hingegen damit beschäftigen, ob diese Entwicklung bereits eingetreten ist oder noch eintreten wird. Wir werden uns somit in diesem Teil der Studie mit einer der Grundfragen der Soziologie beschäftigen und diese auf das digitale Zeitalter anwenden: Wie ist Gesellschaft möglich?
In diesem Kapitel soll die sozialwissenschaftliche Dimension näher beleuchtet werden, indem Analogien zu den klassischen Gesellschaftstheorien gezogen werden. Zu diesem Zweck wird zunächst anhand des Habermas’schen „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ skizziert, wie sich das Mediensystem über die Jahrhunderte herausgebildet hat, bevor wir die Luhmann’sche Systemtheorie zur Erklärung der Funktionsweise von Medien herangezogen wird. Zuletzt soll schließlich das Wechselspiel von Internet und Medien beleuchtet und die Thesen zur Bedeutung der Internet-Tsunamis für das gesellschaftliche Funktionssystem herausgestellt werden.